Historische Tasteninstrumente sind etwas besonderes: Seltene Stücke sind so gut erhalten, dass sie noch oder wieder zum Spielen gebracht werden können. Die Technik war damals hoch inovativ - ich sage gerne, das sind die "IPhones des 18. Jahrhunderts"! Handwerkskunst und Erfindergeist wurde mit Dampf-getriebenen Maschinen und Materialimporten aus den Kolonien (Furnier, Ebenholz, Elfenbein, Schellack,...) zu klingenden Instrumenten. Das war sowohl wirtschaftlich revolutionär, als auch ein bürgerlicher Aufstieg zur musik-Kultur, wie sie kurz vorher noch dem Adel und vielleicht der Kirche vorbehalten waren.
Hier durften wir so ein Stück im Kundenauftrag herrichten, bei dem Holz und Saiten sehr schön erhalten, aber die meisten Filze den Motten zum Opfer gefallen waren.
Für uns Klavier- und Cembalobauer bedeutet so etwas: Gewohnte Pfade und Standards verlassen und uns behutsam an Mechanik-Konstruktionen herantasten, für die es keine Originalteile und keine Service-Anleitung gibt. Ein waches Auge, Erfahrung und Gespür mit Ähnlichen Stücken, gute Kontakte unter Kollegen und spärliche Fachliteratur sind die Zutaten, mit denen so ein Projekt dann gelingt.
Wir betreuen seit Jahren die MUSIKHISTORISCHE SAMMLUNG JEHLE im Stauffenberg-Schloss, Albstadt-Lautlingen. Dort sind neben Pianos und Flügeln aus verschiedenen Klavierbau-Epochen auch einige Kuriositäten zu sehen, die von Vater & Sohn Jehle aus Ebingen im letzten Jahrhundert gesammelt oder produziert worden sind. Ein Besuch mit Führung ist unbedingt zu empfehlen!
...bin ich noch gar nicht dazugekommen, meine Freude über das gerichtete Erbe-Stutzklavier auszudrücken. Hab neulich drauf gespielt, und überhaupt: das ist ein Schmuckstück geworden! Herzlichen Dank!
Dr. Volker Jehle (Musikhistorische Sammlung, Albstadt)